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EURO 7: Was abseits der Emissionsdebatte wichtig ist…

Seit Beginn der Diskussion um die geplante Einführung einer EURO 7 Abgasnorm hat sich mehr oder weniger alles um die damit verbundenen Emissionsziele gedreht. Letzte Woche hat der EU-Rat, der sich in diesem Fall aus den für Verkehr zuständigen Ministerinnen und Ministern der Mitgliedsstaaten zusammensetzt, beschlossen, die bislang im Vorschlag der EU-Kommission zur EURO 7 Norm enthaltenen, ehrgeizigen Emissionsziele abzulehnen.

Wir rechnen damit, dass für die Kommission aus diesem Grund nun andere emissionsrelevante Aspekte wichtiger werden. Dazu gehören die sogenannten Anti-Tampering Maßnahmen. Darunter werden Maßnahmen zusammengefasst, die Manipulation an Fahrzeugen verhindern sollen, die zu einer Veränderung des Emissionsausstoßes führt.

Warum ist das für den freien Reparatursektor von Bedeutung?

Sobald die EURO 7 Norm in Kraft tritt – derzeit steht dafür 2025 im Raum – und die ersten Fahrzeuge ausgeliefert werden, ist der Reparatursektor dafür verantwortlich, diese Fahrzeuge auch auf dem technischen, normentsprechenden Stand zu halten. Und hier liegt auch der Haken der derzeitigen Überlegungen auf Seiten der EU-Kommission:

Die Fahrzeughersteller sollen demnach verpflichtet werden, die Fahrzeugsysteme und -komponenten zu schützen, die das Emissionsverhalten ihrer Fahrzeuge aufzeichnen. Nach heutiger Einschätzung können davon physische Bauteile genauso betroffen sein, wie auch Software – vom Motor über Motorsteuergeräte bis hin zu einzelnen Sensoren und Schadstoffkontrollsystemen, um nur wenige Beispiele anzuführen. Fest steht: Diese Bauteile sind Gegenstand zahlreicher Reparatur- und Wartungsarbeiten. Das bedeutet, dass ein großer Teil häufig verwendeter Ersatzteile von solchen Maßnahmen betroffen wäre.

Aus Sicht des freien Reparatursektors steckt der Teufel dabei im Detail. Denn erste Überlegungen auf EU-Ebene setzen bei den UN-Cybersicherheitsvorschriften an. Denkt man diesen Ansatz zu Ende, würde die Situation so aussehen: Es bliebe jedem einzelnen Fahrzeughersteller selbst überlassen, einseitig zu entscheiden, welche Maßnahmen er für die Umsetzung von Manipulationsschutzmaßnahmen einsetzen möchte. Während also Initiativen wie SERMI den Betrieben und Mitarbeitern des freien Reparatursektors das Arbeitsleben im digitalen Zeitalter leichter machen sollen, würden solche Entwicklungen genau das Gegenteil bewirken. Im schlimmsten Fall könnte Anti-Tampering sogar als Vorwand genutzt werden, um die Entwicklung, den Vertrieb, den Einbau und die Aktivierung unabhängiger Ersatzteile zu verhindern. Wir sehen Vorboten dieser Entwicklung schon heute und fürchten, dass der Kommissionsvorschlag zur EURO 7 diese Entwicklung befeuert.

Die geplante EURO 7 Verordnung muss darum die Bedürfnisse aller Anbieter von Ersatzteilen auf dem Aftermarket anerkennen, damit sie – über die Werkstätten – den Fahrzeughalterinnen und -haltern über die gesamte Lebensdauer ihres Fahrzeugs eine Auswahl an konkurrierenden Ersatzteilen bieten können, die die technischen Anforderungen der EURO 7 Norm erfüllen. Das ließe sich mit nur wenigen Ergänzungen im Textentwurf der Verordnung leicht sicherstellen.

Aus diesem Grund haben wir gemeinsam mit unseren europäischen Partnern darum auch bereits konkrete Anpassungsvorschläge zur geplanten EURO 7 Verordnung eingebracht. EU-Parlament und Kommission scheinen offen dafür zu sein. Da – wie eingangs erwähnt – jedoch auch der EU-Rat in die Entscheidungsfindung eingebunden ist, sind nun auch die verantwortlichen Verkehrsministerinnen und -minister auf nationaler Ebene gefragt. Auch in Österreich haben wir darum unseren Vorschlag bereits vorgelegt.

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