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Hat die österreichische Automobilwirtschaft eine Zukunft als Leitbranche?

Zwei Diskussionsrunden sorgten für jede Menge Information und Emotion – und schlussendlich auch für einen regen Austausch unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Neben Vertretern namhafter VFT-Mitgliedsunternehmen - Alex Erdmann (Mahle), Franz Lettner (Birner) und Gerhard Schönauer (BestDrive) - durfte Obmann Sascha Öllinger bei der diesjährigen VFT-Jahresveranstaltung gemeinsam mit FIGIEFA-Vizepräseident Walter Birner sowie Georg Ringseis (VFT-Vorstandssprecher für KFZ-Technik) und Wilfried Stöckl (VFT-Generalsekretär) auch Bianca Dvorak, Geschäftsführerin des Bundesgremium Fahrzeughandel, Stefan Hutschinski, Vorsitzender Fachausschuss Einzelhandel im Bundesgremium Fahrzeughandel und Christian Pesau, Geschäftsführer des Arbeitskreises Automobilimporteure in der Industriellenvereinigung, als Diskussionsteilnehmer begrüßen.

Mit den Nationalratsabgeordneten und Verkehrssprechern Andreas Ottenschläger (ÖVP), Hermann Weratschnig (Grüne) und Alois Stöger (SPÖ) waren unter den Diskussionsteilnehmern auch prominente politische Vertreter für die Themen Mobilität und Verkehr anwesend, weshlab die Gelegenheit genutzt wurde, um aus der Perspektive des freien Aftermarkets einige Forderungen an die Politik zu formulieren.

  1. Bekenntnis zur motorisierten Individualmobilität:
    Motorisierte Individualmobilität ist für sehr viele Menschen in Österreich nicht nur unverzichtbar, sondern auch ein erheblicher Wirtschaftsfaktor, der Arbeitsplätze schafft und Wohlstand fördert.
     
  2. Bekenntnis zum Automotive-Standort Österreich:
    Österreich hat sich über Jahrzehnte als attraktiver, automotiver Standort etabliert. Das gilt für die OEM-Zulieferindustrie genauso, wie für die vielen Unternehmen, die in Österreich ihre Produkte produzieren bzw. ihre Leistungen erbringen und so ganz besonders auch für den unabhängigen Aftermarket eine große Bedeutung haben.
     
  3. Förderung der automotiven Transformation in Richtung Klimaneutralität unter der Prämisse der Technologieoffenheit in Hinblick auf Antriebskonzepte:
    Der monothematische Fokus auf batterieelektrische Mobilität birgt aus geostrategischer Sicht für Europa die Gefahr neuer globaler Abhängigkeiten. Brennstoffzelle, Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe haben nicht nur ihre berechtigten Anwendungsfälle, sondern tragen auch zu einer Risikodiversifizierung in Hinblick auf Resourcen- und Rohstoffverfügbarkeiten bei.
     
  4. Infrastruktur und Reparaturfähigkeit - Maßnahmen zur Akzeptanzsteigerung der E-Mobilität:
    Für eine breitere Akzeptanz der E-Mobilität sind signifikante Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur notwendig. Gleichzeitig legen neuartige Produktionsverfahren einzelner E-Autohersteller die Befürchtung nahe, dass ihre Produkte in Zukunft kaum noch reparierbar sein werden. Die langfristige Reparaturfähigkeit von Fahrzeugen ist nicht nur ein Gebot der Stunde in Hinblick auf Ressourcenschonung, sondern – mit besonderem Blick Richtung E-Mobilität – auch ein entscheidender Faktor für die Akzeptanz eines Fahrzeugkonzepts durch deren Nutzerinnen und Nutzer.
     
  5. Stichwort Akzeptanz - Ausweitung derAnwendungsmöglichkeiten: Ein wichtiger Ansatz, um das Anwendungsspektrum von elektrisch betriebenen Fahrzeugen auszuweiten, das gilt für batterieelektrische und brennstoffzellenbasierte Antriebe gleichermaßen, ist die Anhebung der Gewichtsgrenzen für die breite Masse an Führerscheinbesitzerinnen und besitzern - also beim Führerschein der Klasse B - von 3,5 auf 4,25t.
     
  6. Faire Wettbewerbsbedingungen zwischen den verschiedenen Wirtschaftsakteuren im automotiven Ökosystem sicherstellen: Der unabhängige Aftermarket bietet alternative Produkte und Dienstleistungen für Fahrzeuge an, wie z.B. Ersatzteile, Zubehör, Reparatur- und Wartungsdienstleistungen, ohne direkt mit den Fahrzeugherstellern verbunden zu sein. Im freien Aftermarkt gibt es oft eine Vielzahl von Anbietern, die miteinander konkurrieren. Das sind vor allem kleine lokale Werkstätten in ihrer Funktion als Mobilitäts-Nahversorger, als auch nationale Mittelstandsbetrieben bis hin zu einzelnen größeren, internationalen Unternehmen. Diese Vielfalt führt zu einem breiten Angebot an Produkten und Dienstleistungen und bietet den Verbrauchern mehr Auswahlmöglichkeiten – und dadurch auch Kostenvorteile. Für den unabhängigen Automotivesektor kann diese Kleinstrukturiertheit aber schnell zum Nachteil werden. Denn Unternehmen im freien Aftermarkt stehen oft vor enormen Herausforderungen im Hinblick auf ihre Marktmacht gegenüber den Herstellern von Fahrzeugen oder auch automotiven Finanzdienstleistern, wie z.B. Versicherungen. Zumeist haben sie für sich allein weniger Einfluss und Verhandlungsmacht gegenüber oligopolartig agierenden Marktteilnehmern. Damit aus Oligopolen keine Monopole werden, ist die Politik gefragt: Hier braucht es das faire Ausbalancieren der Interessen.
     
  7. Sektorspezifische Datengesetzgebung: Es steht außer Streit, dass vernetzte Fahrzeuge sicher sein müssen. Gleichzeitig werden Daten mehr und mehr zum wichtigsten Werkzeug in den Werkstätten. Geeignete, wettbewerbserhaltende Regelungen und eine europaweit einheitliche Datengesetzgebung für den Automotivesektor, die diesen Tatsachen klar und entschieden Rechnung tragen, sind darum dringend notwendig. Hier ist die österreichische Politik im Inland wie auch mit ihren Vertreterinnen und Vertretern auf EU-Ebene gefordert, dass der freie Reparatursektor als tragende Säule leistbarer Mobilität nicht unter die Räder kommt.
     
  8. Unter dem Blickwinkel der Verkehrssicherheit sollte die in Österreich geltende gesetzliche Regelung der vorgegebenen Intervalle für die technische Überprüfung (§57a) selbst auf den Prüfstand gestellt werden. In der Werkstattpraxis zeigt sich immer wieder, dass der für Neuwagen ab Erstzulassung geltende Anfangsintervall von 3 Jahren oftmals zu lange ist.

Weitere Eindrücke erhalten Sie hier:

Leadersnet: VFT lud zur Diskussion über die Zukunft der Automobilindustrie

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